Bericht zur Deutschen Meisterschaft im Distanzreiten am 22.06.
in Eisborn von Ingmar Lang
Als Erstes möchte ich erwähnen, daß ich nicht den ganzen Ritt zur DM selbst
verfolgt habe, weil ich als Trosser für Cornelia Koller, die auf dem Begleitritt
über 80KM gestartet ist, bis zum frühen Nachmittag selber gut beschäftigt war.
Gestartet sind am Samstag früh, pünktlich um 05.00 Uhr, 22 Reiter und
Reiterinnen. Die Witterungsbedingungen waren gut, es war trocken und angenehm
kühl, was sich allerdings im Laufe des Tages ändern sollte. Die 80KM Reiter sind
dann 06.00 Uhr auf die Strecke gegangen. Hier war das Feld etwas größer,
allerdings waren hier nur Frauen am start :-). heißt konkret für Reiter und
Trosser so gegen 04.00 Uhr aufstehen :-((
Nachdem die Reiter etwa 5-7 Kilometern zurückgelegt hatten, standen wir (ich hab
zusammen Connys Freund Axel zusammen getrosst)am ersten Trosspunkt und staunten
nicht schlecht. Die Strecke ging auf einem Trampelpfad über 200 Meter durch den
Wald supersteil den Berg hinauf zur Straße, auf welcher wir standen, und
kreutzte rechtwinklig, um dann genauso steil über weitere hunderte von Metern
weiter anzusteigen. Bereits an diesem Stück blieb mir fast die Spucke weg, und
ich hatte ab diesem Moment allergrößten Respekt vor allen Teilnehmern, die auf
dieser Strecke bestehen wollten. Leider hat sich diese Einschätzung im weiteren
Verlauf des Tages bewahrheitet, denn bei den 160ern sind insgesamt nur 8 Reiter
in der Wertung geblieben, was einer Ausfallquote von fast 65% entspricht. Also
Zwei von Drei haben es nicht geschafft.
Cornelia ist bis zum zweiten und letzten Gate (bei KM 62) ein sehr konstantes,
flottes, aber nicht übertriebenes Tempo von etwa 15 KM/h geritten. Damit hatte
sie sich ganz in die Spitze vorgearbeitet, und konnte nach einer sehr schnellen
IN-Time (Pulswerte von 56!!) als erste in die Pause, und demzufolge auch als
erste wieder aus der Pause raus. Die Zweit und Drittplatzierten folgten aber mit
nur 3- 5 Minuten Abstand und holten Conny schnell wieder ein, weil nach dem Gate
ein Stück mit freier weiter Sicht war, und die Reiter und Pferde die Führende
immer im Blickfeld hatten.
Nach einigen Kilometern lief die Spitzengruppe (3 Reiterinnen) zudem auf einen
langsamen Traktor auf, der nicht überholt werden konnte, und somit war die
Führung dahin. Conny ließ dann, etwa 10 Kilometer vor dem Ziel nochmals Ihr
Pferd saufen, was die beiden anderen Reiter konsequent ausnutzten und
davonzogen. Beim Zieleinlauf war der Abstand einige hundert Meter, aber trotz
aller Anstrengungen die Führenden noch vor dem Ziel zu stellen, gelang es Conny
nicht mehr. Die beiden an der Spitze lieferten sich dann noch ein schönes
Finish, und Conny kam mit weinigen Minuten Abstand als Dritte in's Ziel.
Zurück zur Meisterschaft:
Per Telefon erhielten die Zuschauer und Betreuer im Veranstaltungscamp ständig
neue Info's über die Zwischenstände. Und das, was am frühen Nachmittag ankam,
war überwiegend die Botschaft wer nun schon wieder aus dem Rennen war. Sowohl,
Bernhard Dornsiepen jun. der Lokalmatador, als auch Kerstin Deichmüller und
Alyssa Zwickl, wie auch Peter Baumann, Melanie Arnold etc... fielen der Reihe
nach aus der Wertung.
Auch das Tempo der noch im Rennen befindlichen Reiter ging jetzt deutlich
zurück. Es war inzwischen früher Abend, und die ersten Reiter wurden im letzten
Gate (162KM) gegen 18.00 Uhr erwartet. Also sind einige der 80er Reiter und
Zuschauer dort hingefahren und haben gewartet. Gewartet. Gewartet. Distanzreiten
besteht für Trosser und Zuschauer viel aus aus warten. Oder, wenn man trosst,
aus viel Hektik und harter Arbeit (Wasser schleppen, Karte lesen um den nächsten
Crewpunkt zu finden, fahren, schleppen, kühlen, Tränken etc.) weil man manchmal
die Trosspunkte per Auto schlechter erreicht, als zu Pferde und sich dann sputen
muß um den Reiter nicht zu verpassen...
Warten, warten, warten. Und dann konnte man sie endlich am Horizont sehen:
Zuerst die Motoradfahrer, die als Vorhut unterwegs waren. Und kurze Zeit später
(ich glaub jetzt schon gegen 19.00 Uhr!) ein Pferd :-))- unglaublich!! :-)). Die
Landschaft in Eisborn ist traumhaft schön, und man konnte prima und weit in die
hügelige Landschaft sehen, so daß am letzten Gate und im Ziel die Reiter schon
ca. 10 Minuten vor dem eigentlichen Eintreffen gesichtet und beobachtet werden
konnten. Es war Susanne Kaufmann, und dann, nach etwa 20 Minuten ein weiterer
Reiter, Michael Schulz. Während die Führenden bereits in der Pause waren (40
Minuten) trudelten so nach und nach die Restlichen, noch auf der Strecke
befindlichen Pferde, im Gate ein.
Nach diesem Gate waren nur noch 8 Reiter auf den letzten 18KM unterwegs und im
Ziel hieß es wiederum warten, warten, warten....und dann so gegen 20.45 Uhr
konnte man in der beginnenden Dämmerung ein Pferd mit Reiter erkennen. Das würde
wahrscheinlich der neue deutsche Meister werden. Und so war es dann auch.
Susanne Kaufmann ritt um 20.51 Uhr alleine und unter Apllaus der etwa 100-150
Zuschauer über die Ziellinie. Danach kam noch das obligatorische Nachwiegen der
Reiterin (Mindestgewicht waren 75KG) und kurz darauf die Nachuntersuchung.
Bestanden! Unter heftigem Beifall aller anwesenden war klar: "Susanne Kaufmann
auf Fay el Rat" war neue deutsche Meisterin im Distanzreiten.
Herzlichen Glückwunsch.
Platz 2 mit ca. 25 Minuten Rückstand und damit deutscher Vizemeister: ein
bayerischer Reiter, Michael Schulz, auf El Mahanad. Super! Und Platz 3 und 4,
fast zusammen im Ziel mit weiteren 8 Minuten Rückstand Monika Kroez (Bayern)auf
Reitar, und Belinda Hitzler (auch aus Bayern :-))) auf Experiment. Die letzten
der 8 "durchgekommmenen", Edgar Schrader auf Kimberley und Heike Eberhard auf
Ricco, waren um 22.27 Uhr im Ziel. Wohlgemerkt: Start war um 05.00 Uhr morgens!!
Wie ich am Rande mitbekommen habe, hat auch Susanne Kaufmann nach dem Sieg
erwähnt, daß auf dieser schweren Strecke eine Runde, sprich 80KM, schon schwer
genug waren. Umso mehr Respekt habe ich vor dieser tollen Leistung, aller Reiter
und Pferde, die an diesem Tag unterwegs waren. Herzlichen Glückwunsch nochmals
allen Startern.
Bleibt mir zusammenfassend nur zu sagen, daß ich sehr froh bin, selbst dort
nicht gestartet zu sein, wie ich es ja ursprünglich mal für den Begelitritt vor
hatte. Selbst die 80KM wären für mein Pferd und michwahrscheinlich nur schwer zu
meistern gewesen. Alles in allem, eine tolle Veranstaltung und eine schöne
Erfahrung "in der Hölle von Eisborn" :-)) dabei gewesen zu sein.
Fotos gibt's auf folgenden Seiten zu sehen:
http://www.dm-eisborn2002.de/pix.html
http://www.vdd-aktuell.de/DM_Eisborn.htm
Viele Grüße
Ingmar